Wer auf YouTube den Suchbegriff WebRTC eintippt, findet problemlos das Video “WebRTC: conversation between Chrome and Firefox”. Dieses knapp anderthalb Minuten lange Video wurde im Februar 2013 hochgeladen und dokumentiert das Debüt von WebRTC (Web Real Time Communication): der erste Videoanruf, der ohne weitere Hilfsmittel zwischen zwei Webbrowsern stattfand.
Forbes erkannte damals als eines der wenigen Wirtschaftsmagazine das Potential dieser Neuerung und verglich das Ereignis mit dem Anbringen des “Golden Spike” am 10. Mai 1869 im Bundesstaat Utah, wo die Central Pacific Railroad und die Union Pacific Railroad ihre Streckenführungen zur Schaffung der ersten transkontinentalen Eisenbahnverbindung zusammen brachten und so den Westen und den Osten der Vereinigten Staaten miteinander verbanden. Mit der Einführung von WebRTC wurden zwei miteinander konkurrierende Webbrowser verbunden – aber in Wahrheit geschah etwas sehr viel Bedeutenderes.
Ganz und gar nicht alltäglich: ein prognostiziertes Durchschnittswachstum von 40%
Alles begann damit, dass Google im Jahr 2010 das Unternehmen Global IP Solutions (GIPS) kaufte und im Mai 2011 das Projekt WebRTC als freie Software veröffentlichte, wodurch die Peer- to-Peer-Kommunikation in Echtzeit zwischen Webbrowsern sowie Mobile Apps über API, ganz ohne den Einsatz von zusätzlichen Komponenten, möglich wurde.
In die Annalen von WebRTC schreibt sich für diese entscheidende Zeitspanne zwischen 2011 und 2013, dem Jahr der Veröffentlichung des oben zitierten berühmten Videos, mit Fug und Recht auch Wildix ein: Wildix war nämlich das erste Unternehmen weltweit, das im Jahr 2012 die WebRTC- Technologie in eine Plattform für Unified Communications integriert hat.
Heute wollen wir eine Standortbestimmung dieser mittlerweile konsolidierten und verlässlichen Technologie vorzunehmen und ihr großes Potential angesichts der nach wie vor expandierenden Nutzung diskutieren. Man denke nur daran, dass der Bericht Magic Quadrant for Web Conferencing don Gartner prognostiziert, dass bis 2020 ein Anteil von 30% der Arbeitstreffen nicht mehr Face-to-Face sondern im Remote-Modus stattfinden werden und dabei die WebRTC- Technologie zum Einsatz kommen wird.
Eine unaufdringliche Technologie auf Erfolgskurs
Für einen User ist die Information, dass eine Anwendung oder ein Endgerät webbasierte Echtzeitkommunikation unterstützt, zweitrangig – er benutzt einfach WebRTC und Punkt. Dabei liegt der Erfolg von WebRTC ganz wesentlich in der Einfachheit, wie bereits das Video von 2013 illustriert. Zwar war es auch vorher schon möglich, Videoanrufe zu tätigen, doch hat WebRTC den entscheidenden Vorteil gebracht, hierfür keine lästigen Plugins installieren oder andere Dienste aktivieren zu müssen: Bei der Verbindung von zwei Webbrowsern reicht es aus, dass die beiden Internetseiten mit WebRTC kompatibel sind und die Autorisierung für den Zugriff auf Videokamera und Mikrofon des verwendeten Geräts erfolgt – und das war’s schon, es ist kinderleicht. Heute wird WebRTC als Standardfunktion in Chrome und Firefox angeboten, und der Großteil der Geräte, von Smartphone über Tablet bis hin zu Smart TV und Computer, unterstützen diese Technologie.
Werfen wir nun einen Blick auf die Marktzahlen. Im Jahr 2014 waren etwa eine Milliarde Geräte im Umlauf, die WebRTC unterstützt haben. Ende 2016 war diese Zahl bereits auf 4 Milliarden Geräte gestiegen mit 1,6 Milliarden Usern, die permanent die WebRTC- Technologie nutzen. Und die Analysten gehen von einem durchschnittlichen Wachstum des Marktes um ca. 40% für die Zeitspanne von heute bis 2022 aus – mit einem Marktwert, der von einer Milliarde Dollar im Jahr 2017 auf 6,5 Milliarden Dollar bis zum Jahr 2022 ansteigt. Wo sonst im ICT-Sektor, aber auch darüber hinaus, ist derzeit ein Durchschnittswachstum von ungefähr 40% zu finden?
Die unbestreitbaren Vorteile von WebRTC
Die Vorteile von webbasierter Echtzeitkommunikation sind allgemein bekannt. WebRTC ist als freie Software großteils in JavaScript entstanden und konnte ohne die Beschränkungen eines proprietären Ansatzes entwickelt werden. Da WebRTC direkt in den Webbrowser oder die Anwendung integriert wird, sind zusätzliche Komponenten überflüssig, was der Sicherheit der Kommunikation zugute kommt. Die Kommunikation wird nämlich vom Dienst, der die Kommunikation beherbergt, verwaltet, und dieser verfügt über eine eigene Verschlüsselung. Aus dem genannten Grund ist mit WebRTC ein etwaiger Gebrauch von SBC (Session Border Control) oder VPN (Virtual Private Network) überflüssig.
Unternehmen profitieren weiters davon, dass durch den Einsatz von WebRTC im Kundenservice die anfallenden Kosten beachtlich gesenkt werden können. Allen voran hatten die Telefonanbieter das früh erkannt und umgehend ihre Netz adaptiert, so dass sie zu den ersten gehörten, welche WebRTC monetarisieren konnten.
Die Kommunikation über WebRTC ist zudem komplett unabhängig vom verwendeten Endgerät und es eröffnet sich dank einer offenen und auf Programmierschnittstellen basierenden IT- Architektur eine schier unendliche Bandbreite an möglichen Integrationen mit anderen Diensten, angefangen von E-Mail-Clients bis zu ausgeklügelten Collaboration-Plattformen.
All diese Aspekte sind für Wildix und seine Partner nichts Neues. Allerdings tut man gut daran, sie sich zu vergegenwärtigen, wenn man auf einen Kunden trifft, der hinsichtlich all dieser Neuerungen nicht auf dem Laufenden ist und stattdessen an seiner alten, liebgewonnenen Telefonanlage hängt. Sollten nämlich die angeführten Argumente noch immer nicht für ein Umdenken ausreichen, kann man sich noch weiter hinauslehnen und ein gar nicht mehr so weit entferntes Zukunftsszenario entwerfen.
Wohin führt uns WebRTC?
Die nächste Herausforderung von WebRTC ist sicher das Internet-of-Things (IoT), sprich die Integration der in Geräte eingebauten Technologie, die mit dem Internet verbunden sind, und/oder Wearables, die ohne jegliche menschliche Interaktion kommunizieren können. Die ersten für den Nutzer im Alltag offensichtlichen Implementierungen betreffen die Videokameras und die Vorrichtungen zur Videoüberwachung im Remote-Modus. Von diesem eher verbraucherorientierten Anwendungsbereich wird die Entwicklung hin zu eher unternehmensorientierten Lösungen voranschreiten, wobei etwa an die Kontrolle von Prozessen und an die Einbindung von Diensten künstlicher Intelligenz und Machine Learning zu denken ist.
In einigen Fällen ist der Einsatz von WebRTC schon Realität: zu nennen sind hier einerseits die Videoaufzeichnung von bestimmten Produktionsprozessen und andererseits auch die Kommunikation und das Monitoring im Remote-Modus von IoT-Geräten, die u.U. von Arbeitern getragen werden (wearable devices). Bei diesen Anwendungsformen werden menschliche Interaktion und Input vermieden, um Ablenkungen bei der Ausführung der Hauptaktivität nach Möglichkeit zu unterbinden, gleichzeitig wird eine etwaige spezielle Ausbildung überflüssig und die Fehleranfälligkeit herabgesetzt.
Besonders ein Aspekt wird in Zukunft interessant zu beobachten sein: Sowohl im Fall eines klassischen Einsatzes von webbasierter Echtzeitkommunikation im Bereich der Unified Communications als auch im Fall ihrer Ausweitung auf den Sektor der künstlichen Intelligenz wird der Verwaltung von Big Data, die diese Kommunikationsform generiert, ein besonderer Stellenwert zukommen. Dank der Einfachheit der Integration von heterogenen Diensten verschiedenster Art in das Wildix-System kann hier nämlich eine zusätzliche Chance für Wildix-Partner entstehen. Diese können ergänzende Komponenten hinsichtlich Verwaltung und Analyse der Informationen, die während der Kommunikation beim Datenaustausch – sei es nun zwischen Personen oder Maschinen – generiert werden, entwickeln.
Nein, das Potential von WebRTC ist noch lange nicht ausgeschöpft.