Es ist uns eine Freude, heute einen Artikel von Bruno Donetti (Infrastruktur-Team von Axitea S.p.A.) veröffentlichen zu dürfen.
In einem technisch neutralen Grundton teilt er mit uns seine Rückschlüsse aus einem Vergleich zwischen der Wildix und der 3CX-Lösung und zieht Bilanz darüber, wie sich die Kommunikationstechnologie in den zurückliegenden 30 Jahren verändert hat.
Wir danken Bruno für diesen aufschlussreichen Text, bei welchem er seine Leidenschaft und Hingabe für das Thema nur mit Mühe zwischen den Zeilen verstecken konnte. Hier nun der ganze Text:
Vor einiger Zeit wurde ich gebeten, die Systeme von Wildix und 3CX objektiv miteinander zu vergleichen. Der Fakt, dass ich mich nicht länger als Anbieter-abhängigen Techniker betrachten musste, sondern mittlerweile ein eigenes Telekommunikationsnetzwerk bestehend aus Wildix-, 3CX-, Cisco-, Alcatel OXE- und Asterisk-Technik betreibe, versetzt mich in die Lage, eine fundierte und neutral Meinung äußern zu können. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass diejenigen, die sich dazu berufen fühlen, über Produkte zu urteilen, dem Leser zumindest mitteilen sollten, was genau sie dazu befähigt.
Meine Karriere begann 1985 als Techniker bei Telecom Italia zu einer Zeit, als die elektromechanischen Vermittlungsstellen von der Bildfläche verschwanden und durch die ersten volldigitalisierten Anlagen ersetzt wurden.
Zu dieser Zeit mussten häufig Telefonzentralen und Vermittlungsstellen installiert werden. Wir Techniker wurden von fast allen großen TK-Anbietern, ob Alcatel, TIE, Trucco, Ericsson, Siemens, Nortel, Italtel oder Philips, mit dem Austausch und der Konfiguration der Anlagen beauftragt.
Später hat dann die Einführung der Zeitmultiplexverfahren, der ersten PCM-Übertragungssysteme und der ISDN-Technik (der meine Leidenschaft galt und die sowohl in kleinen Sprechanlagen als auch in großen Vermittlungsstellen eingesetzt wurde) dazu beigetragen, dass wir Techniker unseren Wissensstand immer weiter verbessern konnten.
Bei all meiner Arbeit mit Telefonanlagen und dem stetigen Ziel, alles aus Ihnen „herauszukitzeln“ (oft auch über die vom Hersteller gesetzten Grenzen hinweg), blieb mir zuerst verborgen, wie stark sich Informations- und Netzwerktechnologien in der Welt der Telekommunikation ausbreiteten. Selbst in der heutigen Zeit, in welcher der Siegeszug von Unified Communications diese Technologien unverzichtbar macht, blicke ich immer noch fasziniert auf diese Verschmelzung.
Im Jahr 2001 fand ich plötzlich etwas mit dem Namen “3ComNBX” auf meinem Schreibtisch, wo es auch für einige Zeit liegen blieb, bis man mich fast schon dazu zwang, es endlich zum Laufen zu bringen. Dies war der Moment, in dem für mich ein neues Kapitel in der Welt der Telekommunikation begann.
Aufgrund meiner mäßigen PC- und nichtvorhandenen Linux-Kenntnisse entschied ich mich, dass 3CX-System unter Windows zu installieren. So ersparte ich meiner Firma, die in diesem Markt bis zu diesem Zeitpunkt nicht tätig war, zusätzliche Investitionen. Mit Hilfe von Wireshark begann ich, dass SIP-Protokoll zu analysieren, welches in meinen Augen alle bisher entwickelten Lösungen in den Schatten stellen würde.
Technisch war es Liebe auf den ersten Blick. Das 3CX wurde zum beliebten Studien- und Arbeitsinstrument, das mit nahezu allen Geräten harmonierte. Es bot ein mehr als brauchbares Softphone, ließ sich nahezu beliebig mit Trunks verbinden und machte einfach Spaß. Ich hatte zu Studienzwecken immer eine Version von 3CX auf meinem Notebook installiert. Irgendetwas sagte mir aber, dass das System bei hohen Anforderungen Schwächen offenbaren würde.
Unsere Firma verkaufte 3CX als Drittanwendung hauptsächlich in den Situationen, in welchen die Telefonanlagen keine Konferenzbrücken boten. In einigen Fällen wurde es auch als SIP-Protokoll-Adapter eingesetzt, wenn die verwendeten Systeme nicht im Stande waren, korrekt mit dem NBX zu kommunizieren. Die Anrufe wurden in diesen Fällen dann über 3CX an das NBX weitergeleitet (und vice versa). Auch bei Sprechanlagen boten sich 3CX-basierte Lösungen häufig als wirtschaftlicher Kompromiss an, wenn wir z.B. aufgrund niedriger Anrufkosten die Preise wesentlich günstiger gestalten konnten, als dies die Anschaffung Dutzender IP-Sprechanlagen erfordert hätte.
Dann traf ich mich mit Cristiano Bellumat um über das Wildix-System zu sprechen, dem ich anfangs skeptisch gegenüber stand: Das System war mir schlicht nicht vertraut genug und ich zweifelte etwas an der Qualität. Aber nachdem ich es – ermuntert durch meinen technisch vorausschauenden Chef – einer eingehenden Analyse unterzogen hatte, erkannte und akzeptierte ich recht schnell, dass dieses System für das bevorstehende Projekt selbst mein geliebtes Alcatel OXE ausstechen und uns wohl von nun an für längere Zeit begleiten würde.
4 Jahre sind seither vergangen und ich konnte mir einen guten Gesamteindruck verschaffen, was es mir erlaubt, beide Systeme miteinander zu vergleichen. Auch heute befinden sich BEIDE Systeme bei mir im Einsatz und laufen stabil ohne größere Probleme oder nennenswerte Ausfallzeiten.
Das 3CX-System ließ sich bis zur Version 11 schnell und kinderleicht installieren – solange der Kunde nur grundlegende Funktionen wünschte. Ich habe irgendwann aufgehört, die Stunden zu zählen, die ich damit verbrachte, mich in die Bereitstellung von Telefonen einzulesen. Erst waren es Snom- und später Grandstream-Geräte, die ich an die Anforderungen des Kunden (z.B. LDAP-Telefonbücher, Patton-Konfiguration, 3 BRI fürs öffentliche Netz und 1 BRI für GSM) anzupassen versuchte.
Doch kaum hat man eine brauchbare Lösung erarbeitet und eine Reihe von Snom-Telefonen angeschafft und in Betrieb genommen, kündigt 3CX den Support für diese Telefone nach wenigen Monaten auf und unterstützt stattdessen Grandstream. Zwangsläufig schließt man sich diesem Wechsel an, nur um dann nach einem weiteren Jahr festzustellen, dass 3CX sich nun doch wieder die Snom- anstelle der Grandstream-Geräte unterstützt.
Sollte ich nun unsere über 400 installierten Telefone erneut austauschen? Ich entschied mich dagegen, und verbrachte stattdessen unzählige Nächte damit, die vorhandenen Geräte irgendwie auch unter dem neuen Release wieder lauffähig zu machen, all die vorgenommenen Änderungen wieder einzurichten und auszuprobieren und darauf zu hoffen, dass die Geräte im Alltagsbetrieb keine Probleme verursachen – denn schließlich würde der technische Support von 3CX mir nur dann mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn ich mich bei der Bereitstellung der Telefone an die Standard-Prozeduren gehalten habe.
Man beginnt damit, Updates künstlich hinauszuzögern und erst auf die ersten Erfahrungs- und Problemberichte in den einschlägigen Foren zu warten, bevor man sich schließlich selbst daran wagt.
Besonders ärgerlich finde ich es, wenn von einem Release auf das nächste Dienste verändert oder gar entfernt werden, ohne das darüber in den Release Notes informiert wird. Ein klassisches Beispiel dafür war ClicktoCall, das sich von Version 14 zu 15 komplett veränderte und über neue Links mit Webmeeting verbunden wurde.
Was geschieht aber mit denen, die Webmeeting nicht nutzen wollen? Und was sagt man denen, die Geld in die Anpassung der Seite investiert haben oder bereits Visitenkarten gedruckt hatten?
Leider hänge ich – wie man der Einführung vielleicht auch entnehmen kann – noch sehr an den herkömmlichen Kommunikationsdiensten. Anrufe von einer Nebenstelle zu einer anderen oder die Möglichkeit, sich informieren zu lassen, sobald eine belegte Nebenstelle wieder erreichbar ist, halte ich nach wie vor für nützliche Funktionen, dank denen ein Unternehmen viel Zeit sparen kann. Eine einfache Rufumleitung muss man vom Telefon aus und auch ohne PC vornehmen können. Das gleiche gilt für Rufweiterleitungen mit und ohne Rückfrage, für die man heutzutage oft zwangsläufig die Bedienungsanleitung hinzuziehen muss. All diese Prozeduren müssen einfach und verständlich gehalten werden.
Toll finde ich auch die Möglichkeiten, die mir Dial- und Nummernpläne beim Routing von eingehenden und ausgehenden Anrufen bieten – all die Dinge, die der Kunde letztlich nicht im Web-Interface sieht aber trotzdem fordert.
Ob kurze Nummern oder Dienstklassen, ich liebe es, wenn sich ein Telefonsystem programmieren – ja fast schon personalisieren – lässt. Leider ist 3CX in dieser Beziehung recht statisch. Natürlich kann man es Programmieren und damit den Verkäufer glücklich machen, es eignet sich aber kaum für Workarounds oder Anforderungen außerhalb der klassischen Szenarien, bei denen man seine Fähigkeiten mal richtig zur Geltung bringen könnte.
Ich muss zugeben, dass der UC-Client von 3CX von den Kollegen in unserer Firma, die ihn zu Arbeitszwecken schon über Jahre nutzen, sehr geschätzt wird. Er ist schnell, schick, immer im Hintergrund verfügbar und intuitiv für WebRTC-Konferenzen einsetzbar.
Diese Nutzer haben den Sprung zu Wildix Collaboration aufgrund verschiedener Umstiegshürden (Wildix Collaboration erfordert z.B. einen geöffneten Browser) noch nicht vollzogen, obwohl sie von Beginn an erkannt haben, dass das Potential deutlich größer ist.
Selbst in der Smartphone-Welt setze ich auf 3CX. Noch vor zwei Jahren bot kaum ein System Push-Benachrichtigungen unter Android und 6 Monate später führte 3CX dann in Version 14 die VoIP-Push-Funktion ein. Ich musste über 600 Geräte umstellen, die von mehr als 1.500 Personen verwendet wurden und war heilfroh, dass sich der Client automatisch aktivieren ließ, ohne auf die Benachrichtigungen tippen zu müssen.
Da sich sicherlich einige Fragen werden, welche Vorzüge das Wildix-System bietet, möchte ich diese in der folgenden Liste zusammenfassen:
- Da wäre zum einen Dimitri Osler der sich am liebsten persönlich über die Bedürfnisse der TK-Installateure informiert, immer die Kommunikation mit den Partnern sucht und uns Technikern mit sachlichen und wirtschaftlichen Argumenten verdeutlicht, warum bestimmte Einschränkungen existieren.
- Es gibt ein Support-Team, das (zwar manchmal etwas langsam) sich bei ernsthaften Problemen immer ins Zeug legt und über viele Kommunikationswege erreichbar ist, so dass du vor Ort beim Kunden eigentlich immer eine Möglichkeit findest, mit den Kundendienstmitarbeitern in Kontakt zu treten.
- Es bietet ein Portal, über welches man per Remote von jedem Ort aus auf die Systeme zugreifen kann.
- Es ist ein komplettes Telekommunikationssystem, das die grundlegenden Telefondienste und gleichzeitig auch modernste Funktionen vereint.
- Es verfügt über eine DIALPLAN-Anwendung, welche die Kreativität engagierter Techniker geradezu herauskitzelt.
- Es bietet CURL und all die Skripte, die dir bei jedem Problem zu einer Lösung verhelfen.
- Ich habe zwar noch keine großen Erfahrungen mit Collaboration gesammelt aber es zeigt mir jetzt schon Tag für Tag, wie sich die Art der Kommunikation wandelt oder wie ich die Kommunikation innerhalb unserer Firma verändern kann.
Werde ich weiter 3CX verwenden?
Wie ich schon sagte: Das System funktioniert, ist stabil und sicher genug für den Einsatz im öffentlichen Netz. Auch wenn es in manchen Fällen aus wirtschaftlicher Sicht Nachteile mit sich bringt, glaube ich, dass ich es hin und wieder noch einsetzen werde.
Wenn man sich über die Vor- und Nachteile von verschiedenen Systemen im Klaren ist, erleichtert dies die Wahl des richtigen Systems.
Bevor ich es einem Kunden verkaufe, werde ich aber sicher genau abwägen, worauf ich mich einlasse und mit welchen Dingen ich bei der Wartung des Systems konfrontiert werden könnte.
Wildix bietet mir auf der anderen Seite immer eine Lösung oder einen Workaround. Das Produkt wächst kontinuierlich. Während ich natürlich auch den internationalen genau im Auge behalte, so kann ich die italienischen Kunden doch am besten einschätzen und habe festgestellt, dass sich das Wildix-System als sehr gute Lösung für diese oft kleinen aber diffizilen Anlagen eignet.